Diagnose auf den zweiten Blick
Wann erhöhtes Cholesterin gefährlich ist, entscheidet das persönliche Risiko
(djd/pt). Viele Menschen sind erschrocken, wenn sie erfahren, dass ihr Cholesterinspiegel erhöht ist. Dabei muss das nicht immer ein gesteigertes Herzinfarktrisiko bedeuten. "Als Erstes muss geklärt werden, welche Form des Cholesterins erhöht ist", betont Dr. Andreas Förster. "Denn wenn der Gesamtwert durch ein hohes HDL, das 'gute' Cholesterin, bedingt ist, bedeutet dies in der Regel keine Gefährdung, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln." Ist jedoch der LDL-Cholesterinwert zu hoch, sieht es anders aus. "Erhöhte Werte des häufig auch als 'schlechtes' Cholesterin bezeichneten LDL-Cholesterins können mit der Zeit zu Arterienverengungen mit Blutflussminderung in den dahinter liegenden Muskeln und Organen führen", warnt der Berliner Kardiologe.
Risiken berücksichtigen
Der Cholesterinstoffwechsel ist stark genetisch geprägt. "Sind in einer Familie frühe Todesfälle durch Herzinfarkt oder Schlaganfall dokumentiert, ist das Krankheitsrisiko der übrigen Familienmitglieder oft deutlich erhöht", erläutert Dr. Förster. "Allerdings ist der Verkalkungsprozess noch von Faktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen und anderen Erkrankungen abhängig." Anhand von Bewertungssystemen, die fast alle Risiken berücksichtigen, könne der Arzt entscheiden, ob eine Behandlung erforderlich ist. "Da viele Studien belegen, dass ein hoher LDL-Cholesterinspiegel die Entstehung von Arteriosklerose fördern kann, ist es Ziel der Mediziner, diesen Risikofaktor zu senken. Am effektivsten ist dies mit Medikamenten möglich", so der Gefäßspezialist. Ausgewogene Ernährung und Bewegung sind aber immer die Basis der Therapie.
Individuelle Zielwerte
Die zu erreichenden Zielwerte für das LDL-Cholesterin müssen bei jedem Patienten individuell bestimmt werden, erklärt der Allgemeinmediziner Dr. Michael Elberfeld: "Denn die tolerable Höhe des LDL-Cholesterinwertes hängt vom persönlichen Risikoprofil ab." So ist für jemanden ohne Risikofaktoren ein Wert bis 160 mg/dl (4,2 mmol/l) akzeptabel, während ein Patient mit einer koronaren Herzerkrankung oder ein Diabetespatient einen LDL-Cholesterinwert unter 100 mg/dl (2,6 mmol/l) haben sollte.
--- Daten/Fakten oder Kurztext ---
Wie hoch darf das LDL-Cholesterin sein?
Für Menschen mit Risikofaktoren gelten folgende Zielwerte:
- max. 160 mg/dl bei maximal einem Risikofaktor,
- max. 130 mg/dl bei zwei oder mehr Risikofaktoren,
- max. 100 mg/dl bei Patienten mit einer koronaren, Herzerkrankung, nach Herzinfarkt oder mit Diabetes mellitus.
Risikofaktoren sind Rauchen, erbliche Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und das Alter (Männer über 45 Jahre, Frauen über 55 Jahre).
Dr. Michael Elberfeld betont: Welche Cholesterinwerte als optimal gelten, hängt vom persönlichen Risikoprofil jedes Einzelnen ab.
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